Kunstpreis

Vier Frauen, zwei Paarungen, ein Preis

Sicherer Anwärter auf den Publikumssieg: „Amazonas Shopping Center“ von Sol Calero. Installationsansicht „Preis der Nationalgalerie 2017“, Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart, Berlin.

Warum Udo Kittelmann auf der Pressekonferenz zum Preis der Nationalgalerie 2017 mit der Vorstellung des Sponsors BMW in Gestalt des BMW-Repräsentanten Thomas Girst verkündet, er fahre einen nicht von BMW gesponserten BMW, was ihm „viel Freude“ bereite, wird sein Geheimnis bleiben, ansonsten umweht nichts Geheimnisvolles die Auswahl der Shortlist für den diesjährigen Preis. Dass sie mit Sol Calero, Iman Issa, Jumana Manna und Agnieszka Polska nur aus Frauen besteht, ist Zufall, und solange Männer noch anderswo Gelegenheit zum Erhalten von Preisen haben und die wichtigste museale Auszeichnung Deutschland grundsätzlich weiterhin auch an Männer gehen kann, auch kein Problem. (mehr …)

Preiswert: Das Hirn von Sir Norman Foster

Diese Geschichte hier ist total unwichtig, für deutschsprachige Leser zumindest, denn a) passierte sie schon vor ein paar Wochen und b) gab es keinerlei Berichterstattung in deutschsprachigen Medien. Dass sie so unwichtig ist, macht sie aber interessant, denn immerhin spielen die nicht gerade unwichtigen Personen Marina Abramović und Sir Norman Foster die Hauptrollen darin. Beziehungsweise, das Hirn von Sir Norman Foster, wenn auch nicht sein echtes, sondern eine naturgetreue Nachbildung in Form einer goldfarbenen Skulptur, gestaltet von Marina Abramović zusammen mit einer hirnförmigen Kopfbedeckung mit unzähligen kleinen LED-Leuchten. (mehr …)

Macht Kunst, Leute!

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Kann sich noch jemand an die mehrere Stunden füllenden Warteschlangen vor der Deutsche Bank KunstHalle vor zwei Jahren erinnern? Als die Öffentlichkeit dem Aufruf „Macht Kunst!“ folgte und den damals noch Deutsche Guggenheim heißenden Ausstellungsraum tatsächlich bis an die Decke mit Kunst füllte? Nun, es ist wieder soweit. Gefordert ist diesmal eine Skulptur für den Außenraum. Abgabe der Entwürfe ist am 5. und 6. November, am 7. werden diese dann öffentlich in der KunstHalle präsentiert. Der mit Spannung erwartete Entwurf von BLITZKUNST (oben ein Foto des Modells) wird schweren Herzens nicht eingereicht, um dem Wettbewerb nicht jede Spannung zu nehmen und das Erraten des möglichen Siegerentwurfs nicht schon bei erster Sichtung der Beiträge zur Gewissheit zu machen – großmütig soll hier weniger sicheren Händen und Geistern Hoffnung auf den Sieg ermöglicht werden. (mehr …)

Ich hab’s für Yoox getan

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Jetzt macht auch Modeonlinehändler Yoox was mit Kunst. Einen Kunstwettbewerb nämlich, und der klingt auf den ersten Blick erst einmal gar nicht so unvernünftig: Künstler (oder Menschen, die sich für solche halten) sind aufgerufen, eine Arbeit zum Thema „Wasserglas“ zu produzieren, welche die Essenz dieses so universalen Gegenstandes erfasst – klingt banal, ist aber gar nicht so blöd gedacht. Präsentiert wird – auch nicht so blöd – der „You Make It“ betitelte Wettbewerb von einem respektablen Kunstwelt-Schwergewicht, Francesco Bonami. Trotzdem gibt es an der Sache etwas auszusetzen. (mehr …)

Das Autohaus als Hort sozialer Mobilität

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Warum es völlig ok ist, dass die Nominierten für den Preis der Neuen Nationalgalerie für junge Kunst 2015 in einem Autohaus bekannt gegeben werden

Gastgeber kritisiert man nicht, denn die Geste des Gastgebens allein ist über jede Kritik erhaben. Wenn sich der Gastgeber allerdings selbst kritisiert, darf man als Gast ruhig mit einfallen. Weshalb die folgende Rezension der Shortlist-Feier zum Preis der Neuen Nationalgalerie für junge Kunst bei BMW am gestrigen Abend auch kritische Spuren enthält. (mehr …)

Das Beste am Turner Prize: dass er schlecht ist

Turner Prize_comments_Stop ©Blitzkunst

Der Turner Prize hat seinen bisherigen Tiefpunkt erreicht, noch nie war die Shortlist so schlecht wie in diesem Jahr, heißt es, und zwar erstaunlich einhellig. Normalerweise finden nämlich lediglich 80 Prozent der Briten die Shortlist schlecht, in diesem Jahr aber waren es shocking 95 Prozent! Auch die professionellen Kunstkritiker äußerten sich in diesem Jahr – und das ist unüblich – nahezu kongruent mit der öffentlichen Meinung.

Nun gibt es ja Dinge, welche die Briten nur deshalb gut finden, weil sie schlecht sind. Weil sie so schön darüber schimpfen können. Natürlich auf die britische Art. Insofern weiß man nicht ganz genau, ob die öffentliche Meinung zum Turner Prize vielleicht nicht doch positiv ist, gerade weil sie sich so negativ äußert. (mehr …)

Wo sind die deutschen Kuratoren?

Curators shortlist ICI

Die Kuratorenplattform Independent Curators International (ICI) hat die Nominierungen für den „Independent Vision Curatorial Award“ bekanntgegeben. Auf der Liste stehen 15 „emerging curators from across the globe“, ein deutscher (oder ein mit einer deutschen Institution verbundener) Name ist nicht darunter. Das „emerging“ ist übrigens nicht mit „jung“ zu übersetzen, sonst stünde der fast 60-jährige Emile Maurice (gegenwärtig Gastkurator an der University of Western Cape) nicht auf der Liste. Das Fehlen von deutschen Namen kann also nicht dem Umstand zugeschrieben werden, dass deutsche Kunstvermittler im internationalen Vergleich ausbildungstechnisch etwas länger brauchen, um in die Gänge zu kommen. (mehr …)

And the Selg goes to…

Markus Selg_Berlin Art Prize_TrophäeDas Wichtigste an Preisen ist natürlich zum einen das wohlige Gefühl, wenn man sie überreicht bekommt, zum anderen ihre Außenwirkung, die sich im besten Fall in einem positiven Karriereverlauf niederschlägt. Beim eigentlichen Akt der Preisverleihung allerdings gibt es nichts Wichtigeres als die Trophäe. Ein Preis wird ja nicht nur verliehen, er wird überreicht. Es reicht nicht, einfach nur zu sagen, „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind jetzt Preisträger“, nein, ein Preis muss sich in Form einer Trophäe manifestieren. (mehr …)

Wie ein PR-Preis auf einmal politisch wird

Wenn sich Montblanc entscheidet, einen Preis zu verleihen, dann kann Montblanc selbstverständlich den Rahmen der Preisverleihung nach eigenem Gusto gestalten. Der eigene Gusto hätte aber bedeuten können, die Preisverleihung so zu gestalten, dass sie zum Preisträger passt. Wäre das bei der Verleihung des „Montblanc de la Culture Arts Patronage Award 2014“ an das Sammlerehepaar Ulla und Heiner Pietzsch der Fall gewesen, hätte die Sache ohne Frauke Ludowig stattgefunden.

Hat sie aber nicht. Sie hat mit Frauke Ludowig stattgefunden, mit Fotowand, mit Stößchen und Häppchen, und noch mit ein paar anderen Elementen, die sich das Ehepaar Pietzsch wahrscheinlich so nicht ausgesucht oder zumindest nicht gebraucht hätte (oben zwei Abbildungen zum Vergleich, einmal mit, einmal ohne Ludowig. Entscheiden Sie selbst: Wie groß ist der Unterschied?). (mehr …)

Wie teuer verkauft sich Cindy Sherman?

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Es gibt ja Kunstpreise, und es gibt „Kunstpreise“. Letztere werden meist von kommerziellen Marken ausgelobt und richten sich an „Künstler“, nicht an Künstler. Ausnahmen bestätigen nicht nur die Regel, sondern zwingen dazu, sich mit jedem neuen Kunstpreis aus der Corporate-Ecke auseinanderzusetzen, denn er könnte ja gut sein. Ein ganz wichtiger Faktor für das Gutsein eines solchen Kunstpreises ist die Jury. Wenn es sich um eine „Jury“ handelt, kann man auch den bestdotierten Kunstpreis vergessen, aber wenn die Juroren Tracey Emin, Shezad Dawood, Cindy Sherman und Baz Luhrmann heißen? Dann muss es sich entweder um einen extrem guten Kunstpreis handeln oder um eine der krassesten und kaputtesten Perversionen, seit es Kunstpreise gibt. (mehr …)