Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!

Aufmerksame Leser von BLITZKUNST werden festgestellt haben, dass auf diesem Blog nicht mehr so viel los war in letzter Zeit, also in den letzten drei Jahren, um genau zu sein. Das wird sich auch nicht mehr ändern. Trotzdem kein Grund zum Traurigsein, es gibt nämlich eine Alternative: MODERN META. Dort geht es um

Was ist da los, Jüdisches Museum?

Jüdisches Museum Berlin. Photo© Jens Ziehe/Courtesy JMB.

Mit einem Tweet wies er sich laut öffentlicher Wahrnehmung als Antisemit und Befürworter der Israel-Boykott-Bewegung BDS aus, und vielleicht ist Peter Schäfer das absurderweise tatsächlich und hat deshalb am 14. Juni seinen Posten als Direktor des Jüdischen Museums in Berlin berechtigterweise aufgeben müssen. Vielleicht war sein Fehler aber auch nur, diskursaffin agieren und damit eine zeitgemäße Museumspraxis befördern zu wollen. (mehr …)

Großes Los bei Grisebach: Thomas Scheibitz

Thomas Scheibitz, „Ohne Titel (GP 57)“, 2003 (Detail).

Die Vorbesichtigungen zu den Auktionen bei Grisebach bieten nicht nur eine der effizientesten und zugleich kurzweiligsten Möglichkeiten der Kunstbetrachtung, sondern möglicherweise auch eine der demokratischsten. Hier hängt greater neben lesser, established neben emerging, und jede Arbeit steht einfach so für sich, ohne Bezug zu einer den Blick lenkenden, den Werkgehalt definierenden kuratorischen Metaebene. In Bezug auf die Preise hält das „demokratisch“ natürlich nicht unbedingt Stand, aber hier und da ist ein Werk so niedrig taxiert, dass man schreien möchte, dass man nicht mal die paar tausend Euro übrig hat, es zu ersteigern. (mehr …)

So war es in Venedig – von zuhause aus

Laure Prouvost mit dem Französischen Pavillon Anwärterin auf den Goldenen Insta Win.

Wer nicht zu den Eröffnungstagen der Biennale nach Venedig gefahren ist, hat entweder mit FOMO zu kämpfen gehabt oder die himmlische Ruhe genossen, zumindest in Berlin war der Abzug der halben Kunstwelt positiv spürbar. Die Sache mit dem FOMO ist aber leicht zu überwinden: Man muss nur ein paar Accounts auf Instagram und die ersten Pressestimmen verfolgen und wird erleichtert feststellen, dass die Eröffnungstage der Venedig Biennale zum einen nicht wirklich wegen der Kunst (die geht man eh besser im September oder Oktober anschauen, dann ist man ganz allein mit ihr) und zum anderen jedes Mal auf genau die gleiche Art ablaufen, mit denselben Leuten in den gleichen Situationen, und zwar in drei Kapiteln: (mehr …)

Was vom Gallery Weekend übrig bleibt

Für in Berlin lebende Kunstliebende beginnt die schönste Zeit des Kunstjahres, wenn das Gallery Weekend zu ende ist. Die Events sind vorbei, der Rausch verebbt, die Gäste abgereist, aber das, was den eigentlichen Anlass bildet und während desselben bisweilen zum Bühnenbild verkommt (obwohl es einem Gallery-Weekend-Ausstellungsbrauch folgend zum Besten gehört, dessen die Kunst fähig ist), ist immer noch da und kann in aller Ruhe ein paar Wochen lang betrachtet werden. (mehr …)

Gallery Weekend 2019: Pilotfische

Signe Pierce, „Uploading My Consciousness Into Unreality (Detail)“, 2018. Courtesy the artist and EIGEN + ART Lab.

Dass sich ans Gallery Weekend Berlin alles ranhängt, was auch nur im entferntesten mit Kunst zu tun hat, ist vielleicht der größte Ausweis des Erfolges dieses Formats. Natürlich fällt für die Pilotfische der ein oder andere Krümel vom Aufmerksamkeitskuchen ab, ohne dass sie für den Teig bezahlen würden, aber in der Summe erhöhen sie nur den Attraktivitätsgrad ihres Wirtes, und auch dieses Jahr locken neben dem offiziellen Galerienprogramm, das mal wieder ein paar köstliche Kirschen auf die Torte zu platzieren verspricht, interessante Nebenschauplätze. Im Sinne der Gesundheit dieses Ökosystems schadet es allerdings nicht, genau hinzuschauen, wer dazu beiträgt und wer nur Parasit ist. Deshalb hier zur Sicherheit, und weil es nie genug Wohin-zum-Gallery-Weekend-Listen geben kann (vielleicht kommt auch noch eine Liste mit Wohin-auf-keinen-Fall-Vorschlägen), ein paar qualitativ hochwertige Vorschläge: (mehr …)

Unendliche Reflexion: Monir Shahroudy Farmanfarmaian

Klar mag ich Kunst. Ich schaue mir regelmäßig welche an. Ich könnte stattdessen auch Netflix gucken, aber Kunst scheint die bessere Alternative. Ist anspruchsvoller, bildender, horizonterweiternder. Stimmt ja aber gar nicht. Die meiste Kunst, die ich angucke, hat genau die gleiche Wirkung wie Netflixen. Angucken, Spaß haben, vergessen. Was ich mit Kunst verbinde, ist wahrscheinlich nur zu einem sehr geringen Teil Begeisterung und zu weiten Teilen eher ein wohliges Gefühl von Geläufigkeit. Was auch voll ok ist. Vielleicht braucht es sogar den regelmäßigen Gang durch die Schule der Geläufigkeit, um die wahrhafte Begeisterung spüren zu können, und vielleicht bin ich auch einfach nur zu faul oder zu abgeklärt dafür, aber vielleicht auch nicht, denn sonst wäre ich nicht so traurig über den Tod von Monir Shahroudy Farmanfarmaian, die ich zwar nur einmal sehr kurz gesehen habe und deren Ableben mit 97 Jahren auch nicht wirklich überraschend kam, aber der ich tatsächlich so etwas wie eine lebensverändernde Erfahrung verdanke, genauer, dem ersten Kontakt mit ihren Arbeiten. (mehr …)

Ei ei ei, was seh’ ich da…

Gavin Turk bei der Enthüllung seines „Oeuvre Verdigris“ vor dem Somerset House in London. ©www.standard.co.uk.

Ostern wäre ohne Eier bestimmt sehr viel weniger beliebt, wohingegen der Beliebtheitsgrad von Kunst nicht eierabhängig zu sein scheint, was das Ei allerdings nicht davon abhält, bei KünstlerInnen sehr beliebt zu sein, und zwar sowohl als Medium (Eitempera) als auch Sujet, und das tatsächlich schon seit sehr langer Zeit, nämlich mindestens seit der Antike. (mehr …)

Art Cologne: Unten ist es top

Von Mel Ramos und Tom Wesselmann darf man sich nicht täuschen lassen beim Betreten des Untergeschosses der Art Cologne durch den Haupteingang. Was sich hier unten im Segment Moderne und Nachkriegskunst versammelt, ist zwar extrem sexy, aber eher formstreng als voluptuös. Beim Gang durch die Stände kommt man nicht nur wegen der luftigen und orientierungsfreudigen Anordnung zur Ruhe, sondern auch, weil die Welt hier unten zu einem Großteil aus Linien und Rastern besteht. (mehr …)

Die Frau, die auf dem Teppich bleibt und abhebt

Fatma Shanan, „Self-Portrait on Parquet“, 2019. Courtesy the artist and Dittrich & Schlechtriem.

Jede Kultur hat ihren Teppich. Als Bodenbedeckung hat er seinen Ursprung im Orient, in Russland hängt er bis heute am liebsten an der Wand, in Skandinavien besteht er aus Flicken, in den USA liegt er als hochfloriger Bodenbelag sogar im Badezimmer, und Deutschland hat zwar außer „Auslegeware“ keinen eigenen Beitrag zur Teppichkultur zu bieten, dank des seit Jahren wachsenden Teppichsortiments bei IKEA aber trotzdem eine Vorstellung davon, was Teppich ist. (mehr …)