Preiswert: Das Hirn von Sir Norman Foster

Diese Geschichte hier ist total unwichtig, für deutschsprachige Leser zumindest, denn a) passierte sie schon vor ein paar Wochen und b) gab es keinerlei Berichterstattung in deutschsprachigen Medien. Dass sie so unwichtig ist, macht sie aber interessant, denn immerhin spielen die nicht gerade unwichtigen Personen Marina Abramović und Sir Norman Foster die Hauptrollen darin. Beziehungsweise, das Hirn von Sir Norman Foster, wenn auch nicht sein echtes, sondern eine naturgetreue Nachbildung in Form einer goldfarbenen Skulptur, gestaltet von Marina Abramović zusammen mit einer hirnförmigen Kopfbedeckung mit unzähligen kleinen LED-Leuchten.

Das goldene Hirn bekam der britische Architekt aus Anlass der Verleihung des Golden Brain Scopus Award ausgehändigt und die Leuchtkappe dabei auf den Kopf gestülpt, und zwar von der Künstlerin höchstselbst, die sich nach eigener Auskunft sehr für Hirne interessiert. Die aufgestülpte Leuchtenkappe sah sehr lustig aus, wie man in obigem Video nachsehen kann. Am lustigsten war aber, wie hirnlos das alles ungeachtet des sehr konkreten Austauschs von Hirnen wirkte, zumal die Zeremonie noch durch Versatzstücke einer früheren Abramović-Performance angereichert wurde, die Golden Lips. Dafür bekamen die Gäste der Preisgala ein Blatt Blattgold ausgehändigt, um sich damit die Lippen zu vergolden und daraufhin eine Art Praline zu essen und mittels dieses Vorgangs eine Art innere Erleuchtung zu empfangen, als Gegenstück quasi zum äußerlich erleuchteten Kopf des Preisträgers.

Eine totale Gaga-Show, extrem lustig und somit total interessant. Und ein sehr konsequentes Konzept. Hätte Sir Norman Foster kein Hirn, könnte er keine preiswürdigen Gebäude entwerfen und folglich auch keine Preise in Empfang nehmen, auch keine in Hirnform. Sein Hirn ist sein Preis, sein Preis ist sein Hirn. Kann keiner sagen, sein Hirn sei den Preis nicht wert.

2 Kommentare

  1. Wohin man schaut, alles peinlich. Allein, der Titel der Auszeichnung. Aber gut. Dann wurde also Foster gewählt und wie ging es weiter? Sekretärinnen telefonieren miteinander, man überbringt die freudige Nachricht und vereinbart noch einen Termin, an dem Herr Foster in die örtliche Klinik fährt, um sich für eine halbe Stunde in ein MRT-Gerät zu legen und sein Hirn scannen zu lassen. Schön daß Sie uns beehren, danke auch, nein, wie es weitergeht, weiß ich auch nicht, ich bin ja nur die Radiologie-Assistentin. Zwei Monate später dann endlich die Gala und herrje, sind die alle bescheuert? Durchhalten, lächeln, bald endlich Schampus und dann schnell weg.

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