Norwegen

Rassismus hautnah erleben

Kalina_Paris_1892

Mitglieder des Stammes der Kali’na als Gegenstand einer Ausstellung 1892 in Paris.

Es musste nicht erst Anders Behring Breivik kommen, um zu zeigen, dass in Norwegen die Welt auch nicht heiler ist als anderswo. Das war sie schon vor hundert Jahren nicht, wie eine Aktion im Rahmen der Weltausstellung von 1914 in Oslo beweist: ein Menschenzoo – bewohnt von Schwarzafrikanern.

Fünf Monate lang lebten 80 Senegalesen in einem als kongolesisches Dorf gestalteten Gehege und bildeten ein Tableau Vivant, für das sich 1.4 Millionen Besucher begeistern konnten (zu einem Zeitpunkt, als die Einwohnerzahl Norwegens 2 Millionen betrug). Zwar unterschieden sich die Norweger mit dieser Aktion nicht von anderen Nationen – die Zurschaustellung von unterschiedlichen Ethnien in Form einer „Völkerschau“ galt als Bildungsmaßnahme und gehörte einfach zu einer ordentlichen Weltausstellung dazu –, erarbeiteten sich dafür aber im Verlauf des folgenden Jahrhunderts den Ruf einer gesellschaftlich vorbildlich agierenden Nation. (mehr …)