Manche Kunst muss erst auf dem Müll landen, bevor sie groß wird. Wie im Fall eines Konvoluts von Fotoabzügen, die der Berliner Grafiker Martin Baaske beim Entsorgen von Papierabfall in einem Altpapier-Container fand. Weil viele davon in Umschlägen steckten oder rückseitig beschriftet waren, konnte Baaske ungefähr einordnen, worum es sich bei seinem Fund handelte: um Presse- und Dokumentarfotografie aus der DDR, zumeist aus den sechziger Jahren, bestimmt zur Abbildung in DDR-Zeitschriften.
Schöne Fotos, erkennt das geschulte Auge auf den ersten Blick. Merkwürdige Fotos, auf den zweiten. Denn offenbar sollten die Bilder vom Alltag in der DDR, von Passanten beim Einkauf, Vereinstreffen, Sportveranstaltungen oder Produktionsstätten die Realität auf ganz besonders reale Weise abbilden – und gerieten so zu Inszenierungen einer Inszenierung. (mehr …)